Zwei Kriege
[Dve vojny, 1898]
Übersetzt von Ilse Frapan*
(*Zuerst abgedruckt im „Neuen Jahrhundert“)
In der christlichen Welt gehen gegenwärtig zwei Kriege vor sich. Freilich ist der eine schon zu Ende, der andere noch nicht, aber sie bestanden doch eine Weile zu derselben Zeit, und der Gegensatz zwischen ihnen war frappant. Der eine – jetzt schon beendigte – Krieg war der alte ehrgeizige, dumme und grausame, unzeitige, antiquierte, heidnische Krieg, der spanisch-amerikanische, welcher durch die Tötung der einen Gruppe Menschen die Frage lösen wollte, wie und von wem die Anderen regiert werden müssen. Der andere, noch jetzt dauernde Krieg, der nur dann endigen kann, wenn alle Kriege zu Ende sein werden – das ist der neue, selbstverleugnende, auf der Liebe und Vernunft allein gegründete, heilige Krieg, der Krieg gegen den Krieg, welchen der beste, vorgeschrittene Teil der christlichen Menschheit schon lange (wie Victor Hugo das auf einem Kongresse ausdrückte) dem anderen rohen, wilden Teile derselben Menschheit erklärt hat, und welchen ein Häuflein Christenmenschen – die kaukasischen Duchoboren – in der letzten Zeit mit besonderer Kraft und mit Erfolg gegen die mächtige russische Regierung führt.
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