Auf dem Friedenskongreß, der in diesem September 1909 in Stockholm tagen sollte, wollte Leo Tolstoi eine Ansprache an die Delegierten halten. Der Kongreß fand nicht statt. Tolstoi hatte jetzt den Wunsch, zu gleicher Zeit allen Völkern mitzuteilen, was damals zu sagen er verhindert worden war. Der „Sozialist“ ist gebeten worden, den Völkern Deutschlands und der Schweiz Tolstois Worte mitzuteilen. Wir kommen unserer Menschenpflicht, die Worte des großen verehrungswürdigen Mannes weiterzugeben, wie er es will, hiermit getreulich nach. Wir lassen von seinen Worten keine Silbe weg; wir fügen kein Wort hinzu.
Der Sozialist. Organ des sozialistischen Bundes – Bern, den 1. Dezember 1909
Vortrag für den Friedenskongress in Stockholm 1909
ДОКЛАД, ПРИГОТОВЛЕННЫЙ ДЛЯ КОНГРЕССА МИРА В СТОКГОЛЬМЕ
(Doklad, prigotovlennyj dlja kongressa mira v Stokgolʼme)
Geliebte Brüder !
Wir haben uns hier versammelt, um gegen den Krieg zu kämpfen. Gegen den Krieg, das will heissen, gegen das, wofür sämtliche Völker der Erde, Millionen und Millionen von Menschen, einigen Dutzenden, manchmal bloss einem einzigen Menschen, nicht nur Milliarden von Rubeln, Talern, Franken, Jens, die einen grossen Teil ihrer Arbeit repräsentieren, sondern auch sich selbst, ihr Leben uneingeschränkt zur Verfügung stellen. Und nun wollen wir, ein Dutzend Privatmenschen, die aus verschiedenen Enden der Erde zusammengekommen sind, ohne alle besonderen Privilegien, vor allem ohne jede Macht über jemanden, kämpfen; und wenn wir kämpfen wollen, so hoffen wir auch zu siegen über diese ungeheure Macht nicht etwa nur einer, sondern aller Regierungen, die über Milliarden Geldes und über Armeen von Millionen Menschen verfügen und es nur zu gut wissen, dass die Ausnahmestellung, die sie, d. h. die Menschen, welche die Regierung bilden, einnehmen, einzig und allein auf dem Militär beruht –, auf dem Militär, welches nur dann Sinn und Bedeutung hat, wenn der Krieg besteht, derselbe Krieg, gegen den wir kämpfen wollen und den wir vernichten möchten.
Bei solchen ungleichen Kräften muss ein Kampf als Wahnsinn erscheinen. Macht man sich aber die Bedeutung der Kampfmittel, die sich in den Händen jener, die wir bekämpfen wollen, und die sich in unseren Händen befinden, klar, so werden wir nicht darüber staunen, dass wir uns zum Kampf entschliessen, sondern darüber, dass das, was wir bekämpfen wollen, überhaupt noch besteht. In ihren Händen befinden sich Milliarden von Geld, Millionen williger Soldaten, in unsern Händen befindet sich nur ein Mittel, aber das allermächtigste Mittel der Welt – die Wahrheit.
Und deshalb mögen unsere Kräfte noch so gering erscheinen in Vergleich mit den Kräften unserer Gegner, unser Sieg ist ebenso gewiss, wie der Sieg des Lichtes der aufgehenden Sonne über die Finsternis der Nacht.
Unser Sieg ist gewiss, aber nur unter einer Bedingung – unter der Bedingung, dass wir die Wahrheit verkündigen und sie rückhaltlos, ohne alle Umschweife, ohne jede Konzession, ohne jede Milderung heraussagen. Diese Wahrheit aber ist so einfach, so klar, so einleuchtend, so verbindlich nicht bloss für den Christen, sondern für jeden vernünftigen Menschen, dass man sie nur in ihrer ganzen Bedeutung auszusprechen braucht, auf dass die Menschen ihr nicht mehr zuwider handeln können.
Diese Wahrheit ist in ihrer vollen Bedeutung in dem enthalten, was Jahrtausende vor uns in dem Gesetz, das wir das Gesetz Gottes nennen, in zwei Worten gesagt ist: Töte nicht ! Diese Wahrheit besagt, dass der Mensch unter keinen Umständen und unter keinerlei Vorwand einen andern töten kann oder darf.
Diese Wahrheit ist so klar, so allgemein anerkannt, so verpflichtend, dass sie nur klar und bestimmt vor den Menschen aufgestellt zu werden braucht, damit das Übel, das Krieg heisst, vollkommen unmöglich werde. Und deshalb glaube ich, dass wir, die hier zum Weltkongress versammelt sind, wenn wir diese Wahrheit nicht klar und bestimmt aussprechen, sondern uns an die Regierungen wenden und ihnen allerlei Massnahmen vorschlagen, um die Übel des Krieges zu verringern und die Kriege seltener zu machen, auf diese Weise jenen Menschen gleichen, die mit dem Torschlüssel in den Händen gegen die Mauern Sturm laufen, die, sie wissen es wohl, ihre Anstrengungen nicht zu stürzen vermag. Wir wissen, dass alle diese Menschen gar kein Verlangen danach haben, ihresgleichen zu töten, zumeist sogar die Veranlassung nicht kennen, auf die hin man sie zur Ausführung dieser Tat zwingt, die ihnen widerlich ist; dass ihnen ihre Lage, in der sie Bedrückung und Zwang erleiden, zur Last fällt; wir wissen, dass die Mordtaten, die von Zeit zu Zeit von diesen Menschen verübt werden, auf Befehl der Regierung geschehen, wissen, dass das Bestehen der Regierung durch die Armeen bedingt wird. Und nun finden wir, die wir die Vernichtung des Krieges anstreben, nichts Zweckmässigeres zu seiner Aufhebung, als ihnen anzuraten, – ja, wem denn? den Regierungen, die bloss durch das Militär, also durch den Krieg bestehen, – solche Massregeln zu ergreifen, die den Krieg vernichten sollen, d. h. wir raten den Regierungen, sich selbst zu vernichten.
Die Regierungen werden mit Befriedigung all solche Reden hören, denn sie wissen nicht nur, dass derlei Erörterungen den Krieg nicht vernichten und ihre Macht nicht untergraben, sondern auch, dass die eigentliche Ursache dadurch den Menschen nur noch besser verborgen wird, die Ursache, die sie vor ihnen verbergen müssen, damit Armeen und Kriege und auch sie selbst, die diese Armeen befehligen, fortbestehen können.
„Ja, aber das ist doch Anarchismus: niemals haben die Menschen ohne Regierung und Staat gelebt. Und darum sind Regierungen und Staaten und auch die Heeresmacht, die sie beschützt, unerlässliche Lebensbedingungen der Menschen“, wird man mir entgegnen.
Ganz abgesehen davon, ob ein Leben der christlichen Völker und überhaupt aller Völker ohne Militär und Krieg, von denen Regierungen und Staat beschützt werden, möglich ist oder nicht, zugegeben sogar, die Menschen müssten sich unbedingt zu ihrem Wohle den Institutionen, welche aus Menschen bestehen, die sie nicht kennen und die sie Regierungen heissen, knechtisch unterwerfen, zugegeben, sie müssten diesen Einrichtungen unweigerlich die Produkte ihrer Arbeit überliefern, sie müssten allen Forderungen dieser Einrichtungen unbedingt bis zum Mord an ihren Nächsten Folge leisten, – auch wenn wir das alles zugeben, selbst dann bleibt noch eine Schwierigkeit, die unsere Welt nicht lösen kann. Diese Schwierigkeit besteht in der Unmöglichkeit, den christlichen Glauben, zu dem sich alle Menschen, welche die Regierung repräsentieren, mit besonderem Nachdruck bekennen, mit ihren aus Christen bestehenden Armeen, die sie zum Morde abrichten, zu vereinbaren. Man mag die christliche Lehre noch so sehr entstellen, mag nach Belieben sich um ihre Hauptlehren schweigend herumdrücken, die Grundidee dieser Lehre besteht doch nur in der Liebe zu Gott und den Nächsten. Zu Gott, das heisst zur allerhöchsten Vollkommenheit der Tugend, und zum Nächsten, das heisst zu allen Menschen ohne Unterschied. Deshalb, sollte man glauben, muss man eines von beiden anerkennen: entweder das Christentum mit der Liebe zu Gott und den Nächsten, oder den Staat mit Armeen und Krieg.
Es ist sehr wohl möglich, dass das Christentum seine Zeit überlebt hat und dass die modernen Menschen, wenn sie vor die Wahl gestellt werden, sich für das Christentum und die Liebe oder den Staat und den Mord zu entscheiden, finden werden, das Bestehen des Staates sei dermassen wichtiger als das Christentum, dass man das Christentum vergessen und nur am Wichtigeren festhalten müsse: am Staat und am Mord.
Alles das mag schon sein, – wenigstens können die Menschen so denken und fühlen. Dann aber muss man es auch so sagen. Man muss sagen, die Menschen unserer Zeit müssten aufhören zu glauben, was die gemeinsame Weisheit der ganzen Menschheit sagt, was das Gesetz, zu dem sie sich bekennen, verkündigt, sie müssten aufhören zu glauben, was mit unvertilgbaren Zügen in das Herz eines jeden gegraben ist, und müssten statt dessen an das glauben, was ihnen – den Mord inbegriffen – die und jene Menschen befehlen, Kaiser und Könige, die durch Zufall oder Erblichkeit zu ihrer Stellung gekommen sind, oder Präsidenten, Reichstagsabgeordnete und Deputierte, die mit Hilfe von allerlei Schlichen gewählt worden sind. Das also muss man dann sagen.
Nun aber kann man das nicht sagen. Nicht bloss dies kann man nicht sagen, sondern weder das eine noch das andere kann man sagen. Sagt man, das Christentum verbietet den Mord, – so wird es kein Militär geben, es wird keinen Staat geben. Sagt man, wir, die Regierung, erkennen die Berechtigung des Mordens an und leugnen das Christentum, – so wird sich niemand einer Regierung unterwerfen wollen, die ihre Macht auf Mord aufbaut. Und noch eins: wenn der Mord im Kriege zulässig ist, muss er erst recht dem Volke gestattet sein, das sein Recht in der Revolution sucht. Und deshalb sind die Regierungen, da sie weder das eine noch das andere sagen können, nur um eines besorgt: ihren Untertanen zu verbergen, dass es notwendig ist, zwischen diesen zwei Wegen die Entscheidung zu treffen.
Darum also haben wir, die wir hier versammelt sind, um dem Übel des Krieges zu steuern, wenn wir unser Ziel wirklich erreichen wollen, nur eines zu tun: wir müssen dieses Entweder-Oder mit voller Bestimmtheit und Klarheit aufstellen, in gleicher Weise vor den Menschen, welche die Regierung ausmachen, wie vor den Massen des Volkes, die das Militär bilden. Und dies müssen wir in der Art tun, dass wir nicht nur klar und offen die allen Menschen bekannte Wahrheit wiederholen: Ein Mensch darf den andern nicht töten! sondern noch dazu ausdrücklich erklären, dass keinerlei Erörterungen die Menschen der christlichen Welt von der Verpflichtung, die diese Wahrheit in sich schliesst, befreien können.
Deshalb möchte ich unserer Versammlung den Vorschlag machen, einen Aufruf an die Menschen sämtlicher und besonders der christlichen Völker zu verfassen und zu veröffentlichen, worin wir klar und gerade heraus sagen, was zwar alle wissen, was aber niemand oder so gut wie niemand sagt: nämlich, dass der Krieg nicht, wie das jetzt die Menschen vorgeben, irgendeine besondere wackere und lobenswerte Sache sei, sondern dass er, wie jeder Mord, eine abscheuliche und frevelhafte Handlung ist, und zwar nicht nur für die, welche die militärische Laufbahn aus freien Stücken wählen, sondern auch für die alle, die sich ihr aus Furcht vor Strafe oder um eigennütziger Interessen willen widmen.
Im Hinblick auf die Personen, die die militärische Tätigkeit freiwillig wählen, möchte ich vorschlagen, dass wir in diesem Aufruf klar und präzis zum Ausdruck bringen, dass diese Tätigkeit, ungeachtet aller Feierlichkeit, allen Glanzes und der allgemeinen Billigung, die ihr zuteil wird, verbrecherisch und schändlich ist, und zwar um so mehr, je höher die Stellung ist, die der Mensch im Militärdienst einnimmt. Ebenso möchte ich in Bezug auf die Menschen aus dem Volke, die durch Androhung von Strafen oder durch Aussicht auf Gewinn zum Militär herangezogen werden, vorschlagen, dass wir klar und bestimmt auf den grossen Irrtum hinweisen, den sie gegen ihren Glauben, wie gegen die Sittlichkeit und den gesunden Menschenverstand dadurch begehen, dass sie darein einwilligen, in die Armee zu treten: Gegen den Glauben dadurch, dass sie in die Reihen von Mördern treten und das von ihnen anerkannte Gesetz Gottes verletzen; gegen die Sittlichkeit dadurch, dass sie aus Furcht, von Seiten der Behörden bestraft zu werden oder um eigennütziger Interessen willen bereit sind, zu tun, was sie in ihrem Innern für schlecht erkennen; und gegen den gesunden Menschenverstand dadurch, dass sie, wenn sie in das Heer treten, im Kriegsfall von denselben, wenn nicht noch schwereren Leiden bedroht sind, als die sind, die ihnen für die Dienstweigerung drohen; gegen den gesunden Menschenverstand vor allem aber schon darum, weil sie demselben Schlag Menschen sich beigesellen, der sie ihrer Freiheit beraubt und sie zum Militärdienste zwingt.
Die Menschheit im allgemeinen und unsere christliche Menschheit im besonderen ist zu einem so schroffen Widerspruch zwischen ihren sittlichen Forderungen und der bestehenden Gesellschaftsordnung gelangt, dass unbedingt eines geändert werden muss, nicht das, was nicht geändert werden kann: die sittlichen Forderungen des Gewissens[,] sondern das, was wohl geändert werden kann: die Gesellschaftsordnung. Diese Änderung, die der innere Widerspruch gebietet, der in der Vorbereitung zum Morde besonders scharf zu Tage tritt, wird von Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag immer dringender. Die Spannung, die diese bevorstehende Änderung seit langem erzeugt, hat heute schon einen solchen Grad erlangt, dass es, wie zum Übergang eines flüssigen Körpers in einen festen manchmal ein geringer Stoss genügt, ebenso auch zum Übergang aus jenem grausamen und unvernünftigen Leben der Menschen mit seiner Absonderung, seinen Rüstungen und Armeen, zu einem vernünftigen, den Forderungen der Erkenntnis der jetzigen Menschheit entsprechenden Leben möglicherweise nur einer geringen Anstrengung, vielleicht nur eines Wortes bedarf. Jede solche Anstrengung, jedes solche Wort kann zu jenem Stoss der abgekühlten Flüssigkeit werden, der plötzlich die Flüssigkeit in einen festen Körper verwandelt. Warum sollte unsere jetzige Versammlung nicht diese Anstrengung sein? So, wie im Märchen Andersens, als beim feierlichen Umzüge der König durch die Strassen der Stadt ging, und das ganze Volk entzückt war ob der wunderbaren neuen Kleidung, ein Wort eines Kindes, das aussprach, was alle wussten, aber niemand sagte, alles geändert hat. Es sagte: „Er hat ja gar nichts an“, und die Suggestion hörte auf, und der König schämte sich, und alle Menschen, die sich eingeredet hatten, ein wunderschönes neues Kleid am König zu sehen, wurden nun gewahr, dass er nackt sei. Auch wir müssen dasselbe sagen, wir müssen sagen, was alle wissen und nur nicht zu sagen wagen, wir müssen sagen, dass, wenn die Menschen dem Mord einen noch so veränderten Namen geben, der Mord immer nur Mord bleibt – eine frevelhafte, schmachvolle Tat. Und man braucht nur klar, bestimmt und laut, wie wir das hier zu tun vermögen, dies zu sagen, und die Menschen werden aufhören zu sehen, was sie zu sehen vermeinten und werden erblicken, was sie in Wirklichkeit sehen. Sie werden aufhören, im Krieg den Vaterlandsdienst, den Heldenmut, den Kriegsruhm, den Patriotismus zu sehen, und werden sehen, was da ist: die nackte frevelhafte Mordtat. Und wie die Menschen das sehen, wird dasselbe geschehen, was in dem Märchen geschah: diejenigen, die die Freveltaten üben, werden sich schämen, diejenigen aber, die sich eingeredet haben, dass sie im Mord keine Frevelhaftigkeit sehen, werden sie jetzt gewahr werden, und werden aufhören Mörder zu sein.
Wie aber sollen sich die Völker gegen die Feinde wehren, wie soll die innere Ordnung aufrecht erhalten werden, wie können die Völker ohne Militär bestehen?
Welche Form das Leben der Menschen annehmen wird, wenn sie den Mord unterlassen, wissen wir nicht und können es nicht wissen, eines aber ist sicher: dass es den Menschen, die mit Vernunft und Gewissen begabt sind, natürlicher ist, ihr Leben von Vernunft und Gewissen lenken zu lassen, als sich knechtisch denen zu unterwerfen, die das gegenseitige Töten anordnen. Und sicher ist darum auch, dass die Form der gesellschaftlichen Ordnung, die das Leben der Menschen annehmen wird, wenn sie sich bei ihren Handlungen nicht von der Gewalt, die auf Todesdrohungen gegründet ist, sondern von der Vernunft und vom Wissen leiten lassen, jedenfalls nicht schlimmer wird, als das Leben, das sie jetzt führen.
Das ist alles, was ich sagen wollte. Es wäre mir sehr leid, wenn ich jemanden beleidigt, gekränkt oder böse Gefühle in ihm erweckt hätte. Doch wäre es für mich, einen 80jährigen Greis, der jeden Augenblick des Todes gewärtig ist, eine Schande, nicht ganz offen die Wahrheit zu sagen, wie ich sie verstehe, die Wahrheit, die nach meiner festen Überzeugung allein die Menschheit von den unseligen Drangsalen zu erretten vermag, die der Krieg hervorbringt und unter denen sie leidet.
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Zur Vorgeschichte von Leo Tolstois Rede gegen den Krieg
[Gustav Landauer]
Leo Tolstoi, wie wir ihn kurz nennen – Graf Lew Nikolajewitsch Tolstoi ist der volle Name –, der zum Ehrenmitglied des internationalen Friedenskongresses ernannt worden war, bekam die Einladung, an dem Kongreß, der im September 1919 in Stockholm stattfinden sollte, persönlich teilzunehmen. Tolstoi freute sich, daß ihm so Gelegenheit geboten war, seine Pflicht, den Krieg zu bekämpfen, an so wirkungsvoller Stätte zu erfüllen, beschloß, in Begleitung einiger seiner nächsten Freunde trotz seines hohen Alters die Reise zu machen und teilte dem vorbereitenden Ausschuß mit, er nehme die Einladung an. Die Presse in ganz Europa machte auch bald diese Absicht bekannt. Kaum vierzehn Tage nachher kam die Nachricht, der Kongreß werde in diesem Jahre überhaupt nicht stattfinden. Motiviert wurde diese überraschende Abbestellung mit dem schwedischen Generalstreik. Merkwürdig war das; denn erstens hatten die schwedischen Arbeiter beschlossen, dem Friedenskongreß und Tolstoi zuliebe alles zu tun, damit der Streik der Veranstaltung keine Schwierigkeiten bereitete; und zweitens wäre es, wenn es wirklich angezeigt war, ja ein Leichtes gewesen, den Kongreß anderswo als in Schweden abzuhalten. So behaupteten denn auch russische Blätter, allerdings ohne Beweise dafür beizubringen, der Kongreß wäre lediglich abgesagt worden, weil Tostois Absicht den Veranstaltern unangenehm gewesen wäre.
Die Sache hatte noch ein kleines Nachspiel, das uns Deutsche immerhin interessieren kann. Unverzagt, wie Agenten dieser Art zu sein pflegen, richtete die Konzertdirektion Jules Sachs in Berlin an Tolstoi einen Brief, in dem er aufgefordert wurde, auf der Rückreise von Stockholm seinen Vortrag in Berlin zu wiederholen; natürlich vor einem zahlungsfähigen, sensationslüsternen Publikum, gleich dem, das sich jetzt zu Gerhart Hauptmanns und Maximilan Hardens Konzertvorträgen drängt, denn es wurden Tolstoi für jeden Abend, an dem er reden würde, 3000 Francs angeboten. Tolstoi dachte nicht daran, sich vor einem solchen Publikum in Person produzieren zu wollen; immerhin wollte er auch auf diese Weise versuchen, seine Worte wirken zu lassen. Daher antwortete in seinem Namen sein Hausarzt am 14. August das Folgende:
„L. N. Tolstoi ist gerne bereit, seinen Bericht, den er zum XVIII. Internationalen Friedenskongreß, der dieser Tage in Stockholm abgehalten werden sollte, vorbereitet hatte, durch Ihr Etablissement an die Öffentlichkeit zu bringen. Selbst wird er jedoch nicht kommen, sondern möchte es einem seiner Gesinnungsfreunde anvertrauen, den Bericht vorzulesen. Er hofft, daß, wenn es mit der Übersendung des Berichts noch eine Weile dauern sollte, dies Ihnen nichts ausmacht. Er bittet Sie um Mitteilung, ob Sie einverstanden sind, zu warten. Ein Honorar wünscht er nicht.“
Die Konzertdirektion hatte natürlich nichts Eiligeres zu tun, als in die Zeitungen die Nachricht zu bringen, Tolstoi werde in Berlin seinen Vortrag halten, sollte es sein Gesundheitszustand nicht erlauben, selbst zu sprechen, so werde ein Freund den Text vorlesen. So kam es, daß die Polizei, offenbar in dem Glauben, der Ausländer Tolstoi wollte persönlich kommen, sich einmischte, und die Rede zur Zensur verlangte. Das hatte nur einen Sinn, wenn es heißen sollte: wir können den Ausländer, auch wenn es Tolstoi ist, rücksichtslos ausweisen, und wir tun es ohne weiteres, wenn wir nicht vorher feststellen dürfen, was wir zu sprechen erlauben und was nicht. Anstatt nun frank und frei zu antworten: „Tolstoi hat nie daran gedacht, zu kommen; um das aber, was ein Deutscher spricht oder vorliest, sich vorher zu kümmern, habt ihr kein Recht“, berichtete man erst lange an Tolstoi, der natürlich unsere Rechtsverhältnisse nicht kennen kann; und Tolstoi entschied, er denke nicht daran, sein Manuskript zur Zensur einzureichen. So unterblieb die Veranstaltung, obwohl niemand in der Welt einen Deutschen hätte verhindern können, die Ansprache zu verlesen.
Mittlerweile hatte Tolstoi die Veröffentlichung in allen Sprachen vorbereitet, die nunmehr erfolgt.
Bibliographie und Hintergrund der "Rede gegen den Krieg" Russischer Text ǀ Leo N. TOLSTOI: ДОКЛАД, ПРИГОТОВЛЕННЫЙ ДЛЯ КОНГРЕССА МИРА В СТОКГОЛЬМЕ – Doklad, prigotovlennyj dlja kongressa mira v Stokgolʼme (Vortrag für den Friedenskongress in Stockholm 1909). In: PSS [Russische Gesamtausgabe in 90 Bänden, Moskau 1928-1957ff: Polnoe sobranije sočinenij] – Band 38, S. 119-125 und 311-318. [https://tolstoy.ru/creativity/90-volume-collection-of-the-works/] [https://tolstoy.ru/online/90/38/#h000012010] Textquelle der dargebotenen Übersetzung ǀ Leo Tolstois Rede gegen den Krieg. In: Der Sozialist. Organ des sozialistischen Bundes 1. Jahrgang, Nummer 20 – Bern, den 1. Dezember 1909, S. 153-155. – Dazu [Gustav Landauer:] Zur Vorgeschichte von Tolstois Rede gegen den Krieg. In: Der Sozialist. Organ des sozialistischen Bundes. 1. Jahrgang, Nummer 20 – Bern, den 1. Dezember 1909, S. 159-160. [Dies ist die früheste Veröffentlichung von Tolstois Rede im deutschen Sprachraum.] Ermittelte Folgeauflagen (Fernleihe, digitales Archiv der Gustav Landauer Initiative) ǀ ‚Leo Tolstois Rede Gegen den Krieg.‘ Sonderabdruck aus No. 20 Jahrg. 1909 des „Sozialist“. [Anhang: Zur Vorgeschichte von Leo Tolstois Rede gegen den Krieg.] Berlin: Verlag des „Sozialist“ / Fritz Flierl [1910?]. [14 Seiten] – Die Wahrheit dem Volke. ‚Leo Tolstois Rede Gegen den Krieg‘. Sonderabdruck aus der zwanzigsten Nummer des ersten Jahrgangs des „Sozialist“ vom ersten Dezember des Jahres neunzehnhundertundneun. / Gustav Landauer: Zur Vorgeschichte von Leo Tolstois Rede gegen den Krieg. Verantwortlich. Heinrich Müllecker. Mannheim: Verlag des Bundes herrschaftsloser Sozialisten Mannheim [Erscheinungsjahr nicht ermittelt]. [8 Seiten] – ‚Leo Tolstois Rede gegen den Krieg.‘ In: Der Sozialist. Organ des sozialistischen Bundes. 5. Jahrgang, Nummer 1. Bern, den 1. Januar 1913, S. 1-5. [Vgl. auf Seite 8 des Heftes den Hinweis auf die Zensurgeschichte einer anderen Flugschrift „Die Abschaffung des Kriegs durch die Selbstbestimmung des Volks“.] – ‚Leo Tolstois Rede Gegen den Krieg‘. Sonderabdruck aus der zwanzigsten Nummer des ersten Jahrgangs des „Sozialist“ vom ersten Dezember des Jahres neunzehnhundertundneun. Mit einem Vorwort von Gustav Landauer. (= Die Wahrheit dem Volke, Heft 2). Hellerau bei Dresden: Verlag des Sozialistischen Bundes 1920. [Bibliographiert nach Edith Hanke] – Leo Tolstois Rede gegen den Krieg. [Anhang: Zur Vorgeschichte von Leo Tolstois Rede gegen den Krieg.] Berlin: Verlag „Der Syndikalist“ / Fritz Kater 1920. Inhaltsgleiche Neuauflage 1921. – ‚Leo Tolstois Rede gegen den Krieg.‘ Berlin: Verlag des „Sozialist“ 1929. [Diese Auflage nicht eingesehen; bibliographiert nach Bibliothekskatalog.] – Ab 1968 wurde diese Übersetzung auch abgedruckt in einem Insel-Taschenbuch; eingesehene Auflage: Leo N. TOLSTOJ, Rede gegen den Krieg. Politische Flugschriften. Herausgegeben von Peter Urban. Frankfurt a. M.: insel taschenbuch 1983, S. 163-170. – Tolstois „Rede gegen den Krieg“. Sonderdruck anlässlich des Jubiläums „150 Jahre Bundesfestung Ulm“, Juni 2009. Herausgegeben vom Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg e.V. Ulm: Verlag Klemm & Oelschläger 2009. Zwei weitere Ausgaben des Jahres 1910 (nicht eingesehen) ǀ Leo TOLSTOI: ‚Ueber den Krieg‘. Übersetzt von Albert Skarvan. In: Die Friedens-Warte. Zeitschrift für zwischenstaatliche Organisation. Berlin/Wien/Leipzig 12. Jahrgang (1910), Heft 1 (Januar), S. 8-10. – Leo TOLSTOI: ‚Gegen den Krieg! Aus dem Manuskript übersetzter Entwurf zu einer Rede, die er beinah in Berlin gehalten hätte‘. In: Das Blaubuch. Herausgegeben von Heinrich Illgenstein. Berlin 5. Jahrgang, Nr. 47 vom 24. November 1910, S. 1105-1111. Neuere Übersetzung ǀ Leo N. TOLSTOI: Vortrag für den Friedenskongress in Stockholm (4. August 1909), übersetzt von Günter Dalitz. In: Lew Tolstoi: Philosophische und sozialkritische Schriften. (= Gesammelte Werke in zwanzig Bänden, herausgegeben von Eberhard Dieckmann und Gerhard Dudek, Band 15). Berlin: Rütten & Loening 1974, S. 681-688 und ebd., S. 799 die Erläuterung: „Vortrag für den Friedenskongress in Stockholm – 1909 bereitete Tolstoi einen Vortrag für den im selben Jahr vorgesehenen Friedenskongress in Stockholm vor, an dem er zuerst teilnehmen wollte. Der Kongreß wurde zunächst wegen eines Streiks verschoben, dann aber doch durchgeführt. Tolstoi schickte daraufhin seinen Vortrag an den Kongreß, wo er jedoch nicht verlesen wurde. Die Rede wurde erstmals 1910 [richtig: 1909, pb] publiziert.“ Zur Einladung nach Stockholm ǀ „Im Sommer 1909 wurde Tolstoj eingeladen, auf dem 18. Internationalen Friedenskongress in Stockholm ein Vortrag zu halten. Seit vielen Jahren stand er mit westlichen Friedenskämpfern in Verbindung, unter anderem mit Bertha von Suttner, und jetzt wurde er sogar zu den Ehrenteilnehmern des Kongresses gewählt. Aufgrund seines großen Interesses für Frieden und Brüderlichkeit versprach der Schriftsteller zu kommen, wenn es seine Gesundheit zuließ. Eifrig begann er an einem Angriff gegen die Kriegsmoral zu schreiben, während Markowitzkij in Landkarten und Reiseverbindungen herumsuchte. Sonja war wegen dieser Laune ihres einundachtzigjährigen Mannes ganz verzweifelt: ‚Wer Lew Nikolajewitsch das Leben nehmen will, braucht ihn nur mit auf diese Reise zu nehmen.‘ Aufgrund des schwedischen Generalstreiks im August wurde indessen der Kongress abgesagt. Die Organisatoren haben sicher erleichtert aufgeatmet. Vielleicht hätte dieser merkwürdige Graf die Teilnehmer mit einem weiteren anarchistischen Vorstoß erschreckt? – Sein geplanter Beitrag zeigt einen kampflustigen Verfasser, der alle Pazifisten auffordert, ihre Regierungen moralisch unter Druck zu setzen. genau wie die Kirchenväter behauptet er, der Rüstungswettstreitseit mit dem christlichen Gedankengut unvereinbar: ‚Menschen, die miteinander in Frieden leben wollen, brauchen keine Kriegsflotte. Das brauchen nur die, die plündern und töten wollen, denn Raub endet immer damit, dass Menschen sich gegenseitig das Leben nehmen‘.“ (Geir KJETSAA: Lew Tolstoj. Dichter und Religionsphilosoph. Gerns¬bach: Casimir Katz Verlag 2001, S. 366.) Tagebucheintragungen während der Arbeit an der Rede für Stockholm ǀ Zitiert nach Leo N TOLSTOI: Tagebücher 1847-1910. Aus dem Russischen übersetzt von Günter Dalitz. München: Winkler 1979, S. 830-838: 14. Juli 1909. „Zu Stockholm: Zu Beginn alte, danach neue Briefe von Verweigerern vorlesen. Dann sagen, alles, was hier besprochen wurde, klingt sehr schön, allein wir haben zwar, bildlich gesprochen, alle einen Schlüssel, um das Gemach aufzuschließen, das wir betreten wollen, bitten aber diejenigen, die sich hinter einer undurchdringlichen Tür versteckt halten, sie zu öffnen, lassen also unseren Schlüssel ungenutzt und lehren diese Praxis auch andere. Vor allem muß gesagt werden, daß die Wurzel allen Übels das Militär ist. Wenn wir die Soldaten ohne Bedenken töten lehren, negieren wir alles, was wir zugunsten des Friedens sagen können. Nennen wir die Dinge doch beim Namen: Kann man etwa in die Residenzen der Könige, der Kaiser, der obersten Kriegsherren, die wir ebenso achten wie die Franzosen ihren Monsieur de Paris, über den Frieden sprechen? Sobald wir zu lügen aufhören, jagt man uns auf der Stelle aus dem Saal. / Wir bezeigen höchsten Respekt den Befehlshabern von Soldaten, das heißt von betroffenen Menschen, die nicht so sehr gegen den äußeren Feind benötigt werden wie dazu, alle jene im Zaum zu halten, denen wir Gewalt antun.“ – 20. Juli 1909. „Mein erster Gedanke bei der Meldung vom Überfliegen des Ärmelkanals – wie lassen sich Aeroplane im Krieg, zum Morden verwenden? […] Soeben las ich mir für Stockholm noch einmal den Brief an die Schweden und das ‚Reich Gottes‘ durch. Es scheint alles gesagt. Weiß nicht, was ich noch sagen soll. Denke über einige Dinge nach, von denen gesprochen werden kann und muß. Wir werden sehen.“ – 25. Juli 1909. „Ein wenig in den ‚Lesefrüchten‘ gelesen. Danach für den Friedenskongress zu schreiben begonnen. Besser, aber schwach. […] Offenbar hat mein Verstand nachgelassen. Darf keine Dummheiten schreiben.“ 26. Juli 1909. „Mein seelisches Befinden ist gut. Sofja Andrejewna bemerkte schon, ich hätte ihr doch versprochen, nicht nach Schweden zu fahren. […] Habe ein wenig über den Krieg und einen französischen Brief an Styka geschrieben.“ – 30. Juli 1909. „Heute sehr gut geschlafen. Korrespondent Spiro war da. Ich gab ihm Informationen und beendete den Aufsatz für den Kongress.“ – 5. August 1909. „Gestern, am 4., habe ich den ‚Kongress‘ verbessert, nahezu gut, wie mir scheint. […] Vormittags ebenfalls ‚Der Kongreß‘. Das war alles.“ – 8. August 1909. „Der 6. August war ein wichtiges Datum. Ich war, wie gewöhnlich, spazierengegangen und hatte danach begonnen, an ‚Über den Krieg‘ zu arbeiten. Sofja Andrejewna kam herein und verkündete, der Kongress sei verschoben.“ Briefwechsel im Vorfeld der geplanten Verlesung der Rede in Berlin ǀ „Die Rettung wird kommen …“. 30 unveröffentlichte Briefe von Leo Tolstoi an Eugen Heinrich Schmitt. Ein Weltanschauungsbild des russischen und des deutschen Denkers. Zusammengestellt von Ernst Keuchel. Hamburg: Harder Verlag 1926, S. 63-64: „XXVIII. Lieber Freund! / Ich bin Ihnen dankbar für Ihre Bereitwilligkeit und erkläre hiermit, dass ich Sie bitte meinen Bericht, der für den Friedenscongress von Stokholm bestimmt war, in Berlin vorzulesen. / Im vorigen Briefe schrieb ich Ihnen deshalb nicht darüber, da ich früher Ihre Antwort an Skarvan erfahren wollte. / Ihr Freund Leo Tolstoy. / 11. Sept. 1909 / Jasnaja Poliana.“ – „XXIX. 5 October 1909 / Lieber Freund / Es thut mir Leid, dass ich dem Vorschlage Sachs nicht zustimmen kann. Ich wünsche dass meine Rede so wie sie ist ohne Kupüren Milderungen oder gar nicht vorgetragen werde. Sagen Sie es Herrn Sachs und entschuldigen Sie mich bitte dass ich Ihnen so viel unnütze Sorge verursacht habe. Entschuldigen Sie mich auch für mein schlechtes Deutsch. Ich hoffe dass Sie mich doch gut verstehen werden. / Die Sache hat aber doch einen guten Erfolg gehabt – mich mit Ihnen in engeren Verkehr zu setzen. Danke Sie auch herzlich für Ihre Bereitwilligkeit nicht mir aber der guten Sache zu dienen. / Ihr liebender Freund Leo Tolstoy.“ – Siehe auch: Lew TOLSTOI, Briefe. Zweiter Band: 1881-1910. Übersetzt von Günter Dalitz aus dem Russischen. (= Gesammelte Werke in zwanzig Bänden. Herausgegeben von Eberhard Dieckmann und Gerhard Dudek, Band 17). Berlin: Rütten & Loening 1971, S. 514: „Nr. 390. An Eugen Heinrich Schmitt. Jasnaja Poljana, 22. September 1909“. Ebd., S. 512 ist folgende Aussage Tolstois aus seinem vorhergehenden Brief an W. G. Tschertkow (Jasnaja Poljana, 31 August 1909) nachzulesen: „[…] In Berlin wollen sie meinen Stockholmer Vortrag verlesen, und sie machen daraus eine große Sache oder wollen es wenigstens. Mir ist das peinlich. Ich glaube, dieser Vortrag ist das nicht wert. Wie denken Sie hierüber? Zu anderen spreche ich nicht davon, doch Ihnen möchte ich sagen, in letzter Zeit ist mir traurig, schwer ums Herz. Natürlich weil es mir selbst schlecht geht. Allein ich verzage nicht und gebe mir Mühe, mich so wacker wie möglich zu halten. Leben Sie wohl, auf baldiges Wiedersehen. Ich küsse alle.“ Die Herausgeber der Briefedition erläutern: „Der Tolstoi Anhänger A. Škarvan (vgl. Anmerkung zu Brief 183) hatte den Vorschlag übermittelt, die Stockholmer Rede Tolstois (vgl. Anmerkung zu Brief 382) in Berlin vorzutragen; Tolstoi beauftragte E. H. Schmitt (vgl. Anmerkung zu Brief 119) mit dieser Angelegenheit; dieser schlug aus Zensurgründen Streichungen vor, auf die Tolstoi nicht einging; die Berliner ‚Konzertagentur Jules Sachs‘ hatte über die von ihr geplante Veranstaltung bereits in der Presse berichten lassen. Schon 1905 war die Agentur mit einem ähnlichen Vorschlag für eine Vortragsreise an Tolstoi herangetreten“ (ebd., S. 711-712). pb. Bildnis oben (commons.wikimedia.org). Побежденные. Панихида – Die Besiegten. Gedenkgottesdienst: Gemälde (1878/79) von Wassili Wassiljewitsch Wereschtschagin (1842–1904)